Rezension: I was born for this

Zum Buch

Titel: I was born for this

Autorin: Alice Oseman

Verlag: Loewe – Verlag

ISBN: 978-3-7432--1221-3

Seiten: 448

Preis: 17,95€

 

Der Klappentext

Angel Rahimi ist ein Fangirl. Sie lebt eigentlich nur für The Ark – ein Pop-Rock-Trio, das seit ein paar Jahren die Musikwelt im Sturm erobert hat. Als The Ark endlich ein Konzert in London, ist Angel zu einem persönlichen Meet and Greet mit Jimmy, Rowan und Lister eingeladen. Aber dabei läuft einiges aus dem Ruder und Angel findet sich plötzlich in einem Toilettenraum wieder – zusammen mit Jimmy...

 

 

Zuallererst ein großes Dankeschön an Netgalley.de und den Loewe-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Dies beeinflusst natürlich in keiner Weise meine Meinung.

 

„»Die Leute denken, dass Fangirls nur dahinter her sind,

die Jungs von Boybands zu küssen und zu heiraten und glücklich

bis an ihr Lebensende zu sein. Wenn man aber eine Menge der

Fangirls mal wirklich fragt, dann würden sie wahrscheinlich noch

nicht mal sagen, dass sie in die Boyband-Jungs verliebt sind. Es ist

eine andere Art von Liebe, um ehrlich zu sein. Eine

Ich-würde-mich-für-dich-vor-eine-Kugel-werfen-Liebe,

aber auch eine Ich-würde-das-jetzt-ein-bisschen-komisch-

finden-wenn-wir-jetzt-küssen-würden-Art von Liebe.“

(Position 575)

 

„I was born for this“ erschien im Originalen schon im Jahr 2018. Jetzt ist es in Deutschland am 19. Juli 2023 auf deutsch herausgekommen. Die Autorin Alice Oseman wird aktuell sehr auf Booktok und Bookstagram gehypt, vor allem wurde sie bekannt durch die „Heartstopper“ – Reihe, die auch auf Netflix als Serie zu sehen ist, und durch „Loveless“. Ihre Arbeit zeichnet sich stark dadurch aus, dass Diversität und LGBTQ+ eine sehr große Rolle spielt. Für mich war „I was born for this“ das erste Buch der Autorin und meine Gefühle sind ziemlich gemischt. Bis jetzt bin ich mir nicht ganz sicher, was ich von dem Buch halten soll, aber da komme ich später drauf hinaus. Hier möchte ich schon mal anmerken, dass ich am Ende meiner Rezension eine Triggerwarnung hinzufügen werde, da im Buch an sich keine zu finden ist. Die Triggerwarnung kann gegebenenfalls Spoilern.  

 

„»Ich sage einfach nur, dass Fan sein was anderes ist, als ›Ich will einen berühmten Jungen küssen‹.« {…}

»Würdest du wirklich eine Kugel für sie abfangen?« {…}

»Ja, ich glaub schon«, sage ich.“

(Position 585-591)

 

Angel Rahimi liebt The Ark. Es gibt nichts in ihrem Leben, das ihr wichtiger ist als diese Band, die sie schon von der ersten Stunde lang verfolgt. Als sie also die Chance hat, die Band zu treffen setzt sie alles in Bewegung, um nach London zu reisen, wo sie zum ersten Mal ihre Internetfreundin Juliet trifft, die genauso ein Fan von The Ark ist, wie sie. Doch gegen ihre Erwartungen wird die Woche nicht unbedingt die beste in ihrem Leben, sondern ist einfach nur gespickt mit sehr viel Chaos und auch Missverständnissen. Gerade das Meet und Greet mit der Band verläuft komplett anders als sie erwartet hat und ändert ihren Blick auf die Band. Letztendlich stellt sie sich die Frage, wer sie eigentlich ist ohne die Band und ob eigentlich alles auf einer Lüge basiert...

 

„Ein Fan zu sein, hat nichts mit der Sache zu tun,

von der man ein Fan ist. Okay, na ja, auf eine Art natürlich schon,

aber es gehört viel mehr dazu, als nur online zu gehen und zu schreien,

dass du jemanden liebst. Über das Fan-Sein habe ich bessere Freund*innen

online kennengelernt, als ich je im echten Leben getroffen habe.

Ich bin dadurch in eine Community gekommen, wo Leute in Liebe

und Leidenschaft und Hoffnung und Freude und Ausflucht

vereint sind. Das Fan-Sein hat mir einen Grund gegeben,

aufzustehen, immer etwas, auf das ich mich freuen konnte,

etwas, wovon ich träumen konnte, wenn ich versucht habe, einzuschlafen.“

(Position 2052)

 

Mit Angel konnte ich mich so unglaublich gut identifizieren! Von 2014 bis 2019 war ich auch ein sehr großes Fangirl, aber nicht von einer Band, sondern von einer Schauspielerin und einem Schauspieler. Viele Dinge, die Angel erleben durfte, konnte ich selbst erleben und konnte es so gut nachvollziehen und hat mich in genau diese Zeit zurückgesetzt als #Dielari mein Leben bestimmt hat. Man spürt ihre riesige Liebe der Band gegenüber, die keine romantische Liebe ist. Angel ist eine wundervolle Person. Sehr sympathisch, ruhig und unglaublich hilfsbereit. Sie fühlt sich von ihren Eltern unverstanden, weil diese ihre Liebe zu The Ark nicht nachvollziehen können. So etwas ist auch sehr schwer zu verstehen, wenn man es nicht selbst schon mal in seinem Leben gefühlt hat. Ich finde es bis jetzt noch interessant wie „entspannt“ sie Jimmy gegenübergetreten ist, obwohl sie ihn quasi vergöttert. Aber generell mochte ich sie wirklich sehr gerne.

 

„In einer ansonsten mittelmäßigen Existenz entscheiden

wir uns, Leidenschaft zu verspüren.“

(Position 2067)

 

Mit Jimmy, Rowan und Lister konnte ich nicht so sehr warm werden. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass einige Dinge passiert sind, die im Klappentext wirklich null erkenntlich waren oder weil die Charaktere so sind, wie sie sind. Jimmy mochte ich schon ein wenig. Er tat mir ziemlich leid, weil er wirklich einiges durchmachen musste. Er war mir sympathisch, vielleicht auch wegen seiner Geschichte. Rowan konnte ich nicht gut einschätzen. Er war mir zu flach, großartig viel erfährt man nicht über ihn. Es hat mich auch etwas gestört, dass er Jimmy bei seinen Entscheidungen nicht so unterstützt hat wie ich es von einem besten Freund erwartet hatte. Zu Lister kann ich nicht viel sagen. Er kam meiner Meinung nach viel zu kurz, im Endeffekt hätte er auch einfach wegbleiben können, denn wirklich was gerissen hat er nicht. Er war einfach der Übeltäter für alles und die dritte Person in der Band. Großartig mehr hab ich nicht über ihn erfahren.

 

„Die Gefühle, die ich für The Ark habe, sind das,

was mich jeden Tag am Laufen hält. Sie lassen mich aufstehen,

selbst wenn alles andere Mist ist und ich mich wertlos fühle.“

(Position 2591)

 

Der Schreibstil war an und für sich ganz gut. Es war sehr leicht zu lesen, nur manchmal stolperte ich über Textstellen, die mich etwas aus dem Konzept gebracht haben. Ich habe das Buch innerhalb von 24 Stunden durchgelesen, auch wenn ich immer wieder von „Ich finde es ziemlich gut.“ über „Keine Ahnung, was ich gerade davon halten soll...“ zu „Irgendwie ist mir das gerade etwas zu viel...“ und „Liegt es an mir oder an der Übersetzung?“ gewechselt hatte. Da es mein erstes Buch von Alice Oseman war, wusste ich nur aus Klappentexten und Rezensionen, dass sie viel LGBTQ+ schreibt. Dem Klappentext von diesem Buch nach, erwartete ich eine süße, leichte hetero Liebesgeschichte ähnlich wie die „Scarlet Luck“-Dilogie von Mona Kasten. Für mich klang es einfach so. Um so mehr war ich sehr überrascht als es weder hetero noch eine Liebesgeschichte war. Dennoch konnte ich mich recht gut darauf einstellen. Allerdings fand ich es nicht ganz so gut wie man darauf hingewiesen wird. Es wird einfach immer random irgendwo erwähnt. Einfach mal so nebenbei. Es hat mich mehrmals wirklich sehr verwirrt, weil ich in diesen Moment einfach null mit diesen Erwähnungen gerechnet hatte. Generell gab es wirklich Momente, da wurde von jetzt auf gleich irgendetwas erwähnt, was vorher gar nicht Thema war. Ich weiß nicht, ob es der Schreibstil der Autorin ist oder einfach nur eine schlechte Übersetzung. Ein wenig mehr Beschreibungen und Tiefgang hatte ich mir wirklich gewünscht. Gerade auch, was Juliet angeht, bin ich sehr zwiegespalten. Ihr Verhalten hat mich ein wenig gestört. Generell habe ich mir die Frage gestellt, was zur Hölle dieser Mac da getan hat, denn wirklich wichtig für die Geschichte war er nicht. Mein Gefühl war einfach nur, dass es ihn gab, damit die Autorin sich nicht viel mit der Juliet beschäftigen musste. Tatsächlich war Angel die Einzige der Personen, die einigermaßen gut ausgearbeitet war und die mich wirklich begeistern konnte.

 

„Ich gehe zu den vorderen Reihen und setze mich hin,

und zum ersten Mal in Wochen, Monaten, ich weiß nicht, wie lang,

wende ich mich an Gott. Er wartet. Macht er immer. Egal,

wie lange auch immer ich weg bin, wie fürchterlich alles wird,

ich habe wenigstens ein oder zwei Sachen, die auf mich warten.

Gott interessiert es nicht, ob ich ein Pfund oder hundert Millionen habe.

Gott macht es nichts aus, wenn ich einen Fehler mache oder es wieder

und wieder und wieder versaue. Gott fragt mich: »Wie geht es dir?«,

und ich fange einfach an zu weinen.“

(Position 3403)

 

Das Buch beschreibt sehr gut das Leben eines Fangirls. Die Liebe zu den Idolen, das unendliche Wissen über die jeweiligen Personen, die Massen an Fotos, die man auf Instagram und co. gescreenshotet hat und die ihren eigenen Ordner haben, das Gefühl seine Idole, um jeden Preis schützen zu müssen, die Kraft, die einem die Idole geben ohne, dass diese es wissen und vor allem das schwere Gefühl, wenn man selbst bemerkt, dass man sich im Fandom nicht mehr wohl fühlt, weshalb auch immer. Ich selbst habe das alles selbst erlebt und ich habe es geliebt. Es war ein wichtiger Teil meines Lebens und auch wenn ich heute zurück denke an diese Zeit, dann spürte ich riesige Wellen des Glücks. Manchmal weine ich, weil ich mir genau diese Zeit zurückwünsche, weil es gefühlt einfacher war. In dieser Hinsicht hat Alice Oseman den Nagel auf den Kopf getroffen und das hat mir gut gefallen. Ansonsten bin ich mir noch nicht so sicher, was genau ich davon halten soll. Dennoch finde ich, dass es lesenswert ist. Man darf nur nicht zu hohe Erwartungen haben und sich darauf einstellen auch mal verwirrt zu sein.

 

„»Wie …«, fährt Lister fort, »dieses Mädchen, Angel.

Sie wusste, was sie will. Woran sie glaubt. Was sie liebt.

Und sie … sie hat es einfach gemacht.« Lister schüttelt den Kopf.

»So jemanden habe ich noch nie getroffen.«“

(Position 4401)

 

Meine Bewertung

3,5 von 5 Sternen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

ACHTUNG SPOILER! TRIGGERWARNUNG!

 

In dem Buch werden thematisiert:

Erwähnung von Transphobie, Panikattacken, Angstzustände, Paranoia,

Alkoholmissbrauch, Gewalt, Blut, Übergriffiges und bedrohliches Verhalten von Fans,

Depressionen, Suizidale Gedanken, Körperliche Verletzungen

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