Rezension: Friends, Lovers and the Big Terrible Thing

Zum Buch

Titel: Friends, Lovers and the big terrible Thing

Autor: Matthew Perry

Verlag: Lübbe

ISBN: 978-3-431-05038-7

Seiten: 301

Preis: 22,00€

 

Der Klappentext

 

Durch sein Mitwirken in der US-Kultserie FRIENDS erreichte der

Schauspieler Matthew Perry Weltruhm. Erstmals erzählt er nun seine eigene

außergewöhnliche Geschichte und spricht offen über private Suchtkämpfe und

darüber, was sich tatsächlich hinter den Kulissen der erfolgreichsten Sitcom

aller Zeiten abspielte. Der TV-Star gewährt tiefe Einblicke in seine langjährige

Erkrankung und reflektiert gewohnt humorvoll und selbstkritisch,

was die Süchte eines Mannes befeuert hat, dem es an nichts zu mangeln schien.

 

Zuerst ein großes Dankeschön an die Bloggerjury und Lübbe für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars. Dies beeinflusst natürlich in keiner Weise meine Meinung!

 

„Hi, ich heiße Matthew, aber Sie kennen mich vielleicht unter einem anderen Namen.

Meine Freunde nennen mich Matty.

Und ich müsste längst tot sein. Wenn Sie so wollen,

betrachten Sie das, was Sie jetzt lesen, als eine Geschichte aus dem Jenseits.

Meinem Jenseits.“

(S. 13)

 

Als ich gesehen habe, dass im November 2022 die Autobiografie von Matthew Perry auf deutsch erscheint, war mir klar, dass ich sie brauche und lesen muss. Mit meinen 24 Jahren bin ich zwar in der FRIENDS Zeit geboren, allerdings brach die Liebe zu der Serie erst 2021 durch, fast 30 Jahre nach der Erstausstrahlung der ersten Folge. Sie hat meinen Sommer 2021 und mein Leben geprägt und ich liebe sie bis heute. Die Geschichten rund um Monica, Ross, Rachel, Joey, Phoebe und Chandler haben mich fasziniert und zum Lachen gebracht. Sie ist die perfekte Serie, doch was man nicht sieht, wenn man es nicht weiß, ist, wie es Matthew Perry alias Chandler Bing geht. Wie er mit seiner Sucht und seinem Leben zu kämpfen hat und genau das hat er in diesem Buch erzählt.

 

Abgesehen von Jennifer Aniston war mir nicht ein Name aus der Serie damals ein Begriff. Heute habe ich viele Gesichter und Namen vor mir, teilweise mit wahnsinnigen Geschichten. Doch die heftigste Geschichte ist die von Matthew Perry. Bevor ich von der Autobiografie erfahren hatte, wusste ich nicht, was Matthew alles schon hinter sich hatte. Mir sind auch seine Auffälligkeiten in der Serie nicht aufgefallen, da ich nicht wusste, worauf ich achten musste. Seine Geschichte hat meine Sicht auf die Dinge in vielerlei Hinsicht verändert, doch darauf komme ich später nochmal zurück.

 

Das Buch beginnt mit einem wunderschönen und emotionalen Vorwort von Lisa Kudrow alias Phoebe Buffay. Es hat mich wirklich sehr berührt und man hat ihre Zuneigung zu Matthew deutlich spüren können. Ich hätte gerne weitere Texte von seinen Arbeitskolleginnen und Kollegen gelesen, doch ich verstehe auch, warum es nicht so ist. Es ist immerhin seine Geschichte und er steht im Mittelpunkt und nicht die anderen. Matthew Perry beschreibt seinen Leidensweg sehr bildlich und humorvoll. Manchmal musste ich einfach schmunzeln, obwohl die Situation verdammt ernst war, so hat er versucht dem Ganzen die Schärfe zu nehmen. Dies gelang ihm fast immer, doch man konnte spüren, wie es ihn veränderte und emotional mitnahm.

 

„Ich will eine Verbindung. Ich will diese Verbindung zu etwas,

das größer ist als ich, weil ich davon überzeugt bin,

dass nur sie mein Leben wirklich retten kann.

Ich will nicht sterben.

Ich habe Angst vor dem Tod.“

(S. 262/263)

 

Matthew Perry hat mich mit seiner Lebensgeschichte total überrascht und das im positiven Sinne. Klar, man erwartet bei diesem Buch, dass es um Sucht geht, doch was mich zwischen diesen Seiten letztendlich erwartet hat, das habe ich nicht kommen sehen. Als Säugling, gerade einmal zwei Monate alt, bekam er Phenobarbital, ein starkes, abhängig machendes Beruhigungsmittel. Vermutlich die Grundlage seiner späteren Abhängigkeit. Als er neun Monate alt war, ließen seine Eltern sich scheiden und die anschließende Distanz zwischen den Elternteilen war enorm. Daher wuchs Matthew Perry die erste Zeit in Kanada bei seiner Mutter auf. Er bemerkte schnell, dass er eine Rolle spielen musste, nachdem sein Vater weg war, also versuchte er sein Bestes um alle zu erheitern und zum Lachen zu bringen. Das war seine Aufgabe.  Doch seine Mutter war beruflich so stark eingebunden, dass sie kaum Zeit und Aufmerksamkeit für den kleinen Matty aufbringen konnte. Er lernte früh, was Einsamkeit war, und entwickelte daraus auch seine Angst verlassen zu werden. Mit vierzehn jungen Jahren trank er zum ersten Mal Alkohol und mit fünfzehn Jahren zog er nach Los Angeles zu seinem Vater. Ab da geht es dann langsam richtig los. Der Alkohol wird Matthews täglicher Begleiter bis sich dann auch noch Zigaretten und Opiate dazu gesellen. Immer wieder geht er in eine Entzugsklinik und immer wieder wurde er rückfällig, überwiegend durch Fehler von Ärzten, die ihm immer wieder bei Schmerzen oder Unfällen Opiate verschrieben, ohne sich nach seiner Vorgeschichte zu erkundigen, was meiner Meinung nach einfach unverantwortlich ist!

 

„Der Gedanke, berühmt zu sein, der Gedanke,

reich zu sein, der Gedanke, ich zu sein –

ich kann nichts davon genießen, wenn ich nicht high bin.

Und ich kann mir die Liebe nicht vorstellen,

ohne high sein zu wollen.“

(S. 262)

 

Matthew beschreibt unglaublich bildlich, wie er sich in den jeweiligen Situationen gefühlt hatte. Seine Angst, wenn er in einer Beziehung war, verlassen zu werden, was dazu führte, dass er jede Beziehung abbrach, bevor er verletzt werden konnte. Während man liest, bekommt man das Gefühl selbst süchtig zu sein. Man erwartet förmlich seinen nächsten Drink oder die nächsten Opiate. Man leidet mit ihm in den Entzugskliniken. Alles ist so detailliert beschrieben und hat immer wieder mein Herz schwer werden lassen. Ab und zu musste ich abbrechen und eine kurze Pause einlegen, weil es einfach zu viele Gefühle waren. Immer wieder ging mir beim Lesen durch den Kopf wie unfassbar stark und selbstreflektiert Matthew Perry ist. Seine Art zu schreiben hat mich tief berührt und fasziniert.

 

Die Biografie hat mir die Augen etwas mehr geöffnet und mich nachhaltig verändert. Nachdem ich dieses Buch beendet hatte vor einigen Tagen, da habe ich mir direkt ein neues Buch geschnappt und habe wieder gelesen. Dennoch habe ich gespürt, dass mich die Biografie weiterhin verfolgt und mich auch nicht loslässt. In meinem aktuellen Buch ist Alkohol- und Drogenkonsum auch ein Thema, aber es wirkt da so weich und überhaupt nicht ernst. Es ist normal geworden über Drogenmissbrauch zu schreiben und es sozusagen zu verharmlosen und genau das hat mich erschreckt. Vor dem Buch von Matthew, wäre mir die Tatsache nicht bewusst gewesen, wie ernst und gefährlich so eine Sucht ist und sein kann. Zwischen meinem aktuellen fiktiven Roman und der realen Autobiografie von Matthew Perry liegen Welten und ich finde, dass wenn Drogen- und/oder Alkoholmissbrauch in Romanen vorkommen, es auch wirklich, wirklich ernstgenommen wird und es nicht so wirkt als wäre Drogenkonsum total in Ordnung und cool, weil es ja jeder macht. Matthew hat mit seinen Süchten ein Leben am Limit geführt. Er ist öfter dem Tod von der Schippe gesprungen als jeder andere, der diese Rezension hier liest. Bitte nehmt dieses Thema ernst!

 

Für mich ist „Friends, Lovers and the Big Terrible Thing” mein erstes Buch dieses Jahr und auch mein erstes Highlight. Schon lange hat mich kein Buch so sehr berührt und fasziniert, wie dieses hier. Allerdings muss ich auch sagen, dass diese Biografie nichts für Personen mit schwachen Nerven ist. Viele Situationen sind wirklich sehr detailliert beschrieben, vor allem seine Rausch- und Entzugszustände, welche wirklich sehr intensiv sind und einem auch gerne Mal den Boden unter den Füßen wegreißen. Für alle, die wirklich hart im Nehmen sind und generell für FRIENDS Fans ist dieses Buch ein Must – Have! Ich liebe dieses Buch wirklich sehr und werde es ab jetzt für immer in meinem Herzen tragen!

 

„Entgegen aller Wahrscheinlichkeit hat er überlebt,

aber mir war nicht klar, wie oft er es beinahe nicht geschafft hätte.

Schön, dass du da bist, Matty.

Gut gemacht. I

ch liebe dich.“

– Lisa Kudrow (S.12)

 

 

Meine Bewertung

5/5 Sternen

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