Rezension: V is for Virgin

Zum Buch

Titel: V is for Virgin

Autorin: Kelly Oram

Verlag: ONE – Verlag

ISBN: 978-3-8466-0098-6

Seiten: 336

Preis: 12,90€

 

Der Klappentext

Val Jensen wird von ihrem Freund verlassen -

weil sie mit dem Sex bis zur Ehe warten will.

Als ihre Geschichte über YouTube viral geht,

wird sie unter dem Namen Virgin Val landesweit bekannt.

Das Chaos scheint perfekt,

als schließlich Rockstar Kyle Hamilton vor ihr steht:

Der Sänger der Boyband Tralse hat es sich

nämlich zum persönlichen Ziel gemacht,

sie zu verführen. Womit Kyle allerdings nicht gerechnet hätte:

Val bereitet ihm ganz schönes Herzklopfen ...

 

<< „Hältst du denn das, was du tust, für richtig?“, fragte sie. (…)

Ich kannte die Antwort auf die Frage meiner Mutter. „Ja.“

„Dann musst du es tun, egal wie viel du damit bewirkst.“ >>

(S.84/85)

 

Worum geht es?

Valerie ist glücklich mit ihrem Freund Zach. Das dachte sie zumindest bis er mit ihr Schluss macht, weil er herausfindet, dass sie mit dem Sex bis zur Ehe warten möchte. Nicht nur, dass er damit ihr Herz bricht, nein, er verbreitet auch noch Gerüchte. Verletzt stellt Valerie in der Schulkantine klar, was wirklich geschehen ist. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatte: Einer ihrer Mitschüler hat es gefilmt und auf YouTube gestellt. Ihre Geschichte geht viral und scheinbar kennt nun jeder Virgin Val. Als sie dann noch auf den Rockstar Kyle Hamilton trifft, der sie unbedingt von ihren Prinzipien abbringen möchte, scheint das Chaos gerade zu perfekt.

 

Meine Meinung:

„V is for Virgin“ ist der dritte ins deutsche übersetzte Roman von der amerikanischen Autorin Kelly Oram beim ONE – Verlag. Ihr Debüt „Cinder & Ella“ hatte mich von der ersten Seite an gefesselt und war unglaublich gefühlvoll und emotional. Daher war es auch mein Jahreshighlight 2018. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an „V is for Virgin“. In Form einer Leserunde auf lesejury.de konnte ich das Buch vorablesen, mit vielen lieben Mitlesern diskutieren und für euch rezensieren. Daher ein großes Dankeschön an die Lesejury für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.

 

 In „V is for Virgin“ lernt man zu aller erst Valerie Jensen kennen, die uns auch durch ihre eigene Geschichte führt. Val ist nett, selbstsicher, schlagfertig und auch sehr stur. Sie besitzt auch einen ziemlich guten Humor. Nachdem sie in der Schulkantine ihren „sozialen Selbstmord“ begeht, finde ich es ausgesprochen mutig von ihr, wie sie weiterhin zu sich selbst und ihrer Jungfräulichkeit steht. Mit Hilfe ihrer besten Freundin Cara erschafft sie die Kampagne „V is for Virgin“ und „A is for Abstinence“. Schon bei ihrem ersten Aufeinandertreffen mit Kyle merkt man sehr deutlich, dass sie ihn nicht leiden kann und sie sehr voreingenommen ist. Leider zieht sich das sehr durch die gesamte Geschichte. Sie kann Meinungen von anderen nur schlecht akzeptieren und sieht ihre eigene überwiegend als die einzig richtige.

 

<< „Du gibst mir wegen diesem Typen einen Korb?“

„Er ist nicht der Grund, warum ich dir einen Korb gebe.“ (…)

„Tja, das ist eine Erleichterung, denn du hast auf jeden Fall was Besseres ver-“

„Versteh mich nicht falsch“, unterbrach ich ihn.

„Ich würde dich jederzeit wegen ihm abschießen,

aber du hast mir schon eine Million anderer Gründe geliefert.“>>

(S. 91)

 

Kyle Hamilton, Leadsänger der Rockband „Tralse“, hat mich leider nicht richtig überzeugen können. Am Anfang war er sehr arrogant und eingebildet, aber trotzdem auf seine Art und Weise charmant. Für den Großteil der Geschichte war Kyle schwer einzuschätzen. Er wirkt sehr oberflächlich und seine einzige Aufgabe besteht überwiegend daraus Valerie ins Bett zu bekommen. Ich hätte mir gewünscht, wenn man von Kyle etwas mehr erfahren hätte, denn man hat eigentlich kaum Informationen über ihn oder seine Familie bekommen. Da hat auf jeden Fall einiges gefehlt und das war wirklich sehr enttäuschend.

 

Valeries beste Freundin Cara war mir eigentlich direkt sympathisch mit ihrer humorvollen und aufgeweckten Art. Sie war zwar stellenweise etwas zu übereifrig und hat auch die Grenzen ihrer Freundschaft ziemlich strapaziert. Ihre Entwicklung in der Geschichte hat mir letztendlich gar nicht gefallen und es hat mir sehr das Herz gebrochen.

 

Nach den ersten paar Kapitel macht man sich schon Gedanken, wie das Buch enden wird. Wir haben über einige Varianten gesprochen und waren zu dem Ergebnis gekommen, dass uns keine der Vorschläge gefallen würde. Wie das Buch letztendlich geendet hat, war zwar sehr ruppig und schnell, aber hat etwas zufriedenstellendes. Der Schreibstil war wie gewohnt fluffig und leicht von Kelly Oram. Man kommt problemlos in die Geschichte rein und die Seiten fliegen einfach nur dahin. Die Charaktere waren teilweise sehr gut ausgearbeitet. Bei Kyle hat mir das bestimmte Etwas auf jeden Fall gefehlt und auch Valeries Handlungen waren an einigen Stellen nicht mehr nachvollziehbar für mich. Auch die mediale Aufmerksamkeit war für mich irgendwann ziemlich unrealistisch und es kam mehrmals der Gedanke auf, ob die Geschichte so wie sie ist auch im wahren Leben stattfinden könnte. Meine Fazit darauf ist einfach „Nein“. Teilweise ging es zu schnell, auch wenn es sich angeblich über einige Monate ziehen soll. Es wirkt nicht so. Was mir auch sehr gefehlt hat, war das Knistern zwischen den beiden Protagonisten. Wenn man den Klappentext gelesen hat, dann erwartet man eine Liebesgeschichte, aber für mich war da nichts. Es wurde zwar häufig von einer „Chemie“ und einem „Knistern“ gesprochen, aber scheinbar kam das nicht so bei mir an. Valerie war zu sehr in ihrer Ablehnung gegen Kyle drin und auch von ihm selbst kam kaum Initiative. Mir hat schlicht und einfach das Gefühlvolle und Emotionale gefehlt. Es kam kaum romantische Stimmung auf und wenn doch, dann wurde es durch irgendeine Bemerkung wieder ruiniert.

 

<< „Es sind Leute wie du, die V is for Virgin und die Abstinenz-Challenge erst notwendig machen.

Weißt du, was eine echte Schande ist, Kyle?

Irgendwo tief in dir steckt dieser unglaubliche Kerl,

aber er ist so besessen von Sex,

dass er überhaupt nicht verstehen kann, was echte Intimität ist.“ >>

(S. 153)

 

Die Idee von Kelly Oram eine Geschichte über Jungfräulichkeit und Abstinenz zu schreiben ist wirklich mal was neues und anderes. Besonders gut fand ich in der Geschichte, das man Sex mal anders gesehen hat. Leider bestehen viele New und Young Adult Bücher gefühlt nur noch aus Sexszenen und das ist für mich persönlich langsam zu viel. Klar, in diesem Genre geht es darum Erfahrungen zu sammeln, aber müssen diese Erfahrungen wirklich nur auf der sexuellen Ebene stattfinden? Ich denke nicht. Inzwischen nerven mich die Sexszenen total und ich überfliege sie nur grob oder blättere vor. Manchmal habe ich auch das Gefühl, dass sich Jungfrauen, egal ob weiblich oder männlich, durch diese vielen Sexszenen unter Druck gesetzt fühlen. Die Zielgruppe befindet sich ja grob geschätzt in dem Raum der 18 – 25 – Jährigen. Nicht alle haben in dem Alter schon sexuelle Erfahrungen gemacht und das ist auch überhaupt nicht schlimm. Aber in den New und Young Adult Büchern wirkt es oftmals so als wären sexuelle Erfahrungen das wichtigste um sich Selbst zu finden und das ist meiner Meinung nach nicht der Fall. Zu selten fragen sich die Protagonisten, ob sie sich wirklich schon bereit dafür fühlen und das finde ich so wichtig an diesem Buch hier. Auch wenn einiges nicht so realistisch verlaufen ist oder Valerie zu aufdringlich war mit ihrer eigenen Meinung, habe ich mir selbst Gedanken darüber gemacht, ob ich bereit wäre einfach so diesen wichtigen Schritt zu tun, denn er wird uns ein Leben lang im Gedächtnis bleiben. Das erste Mal hat man nur einmal und ich finde es wichtig es mit der Person zu teilen, die ich liebe und die mich liebt. Niemand anderes sollte dir diese Entscheidung abnehmen dürfen, denn es ist dein Leben und du musst mit deiner Entscheidung leben können. Das ist das Wichtigste.

 

<< „Darum mag ich deine V-is-for-Virgin-Kampagne so sehr. Es geht gar nicht um Sex. Es geht darum, Entscheidungen für sich zu treffen. Schon mein ganzes Leben lang haben meine Eltern davon gesprochen, dass ich auf Mission gehen soll. Mein Vater hat es gemacht. Mein Großvater ebenfalls. Mein großer Bruder ist auf Mission gegangen. Genau wie meine große Schwester. Alle erwarten von mir, es zu tun, aber keiner hat mich gefragt, ob ich es auch machen will. Vielleicht will ich es ja, keine Ahnung. Aber wenn, dann will ich es tun, weil es meine Entscheidung ist. Nicht, weil meine Eltern es wollen oder weil ich Angst davor habe, was die Leute sagen werden, wenn ich es nicht tue.“>> (S. 175)

 

Mein Fazit:

 

Möglicherweise waren meine Erwartungen an das Buch zu hoch, weil es mich doch ziemlich enttäuscht hat. Die Idee an sich und der Schreibstil waren echt super, aber leider hat die Autorin es nicht geschafft mich mit diesem Werk zu überzeugen. Es passierte einfach zu schnell und mir haben schlichtweg die Gefühle gefehlt. Ebenso konnte ich die große mediale Begeisterung nicht nachvollziehen oder teilen. Das Ende ist recht befriedigend und lässt keinen allzu großen Cliffhanger zurück. Am 28.7.2020 erscheint der zweite Teil „A is for Abstinence“ ebenfalls beim ONE – Verlag. Auch wenn mir dieser Teil nicht so gut gefallen hat, werde ich mir den zweiten Teil auf jeden Fall besorgen, da ich einfach wissen möchte wie es mit Valerie und Kyle weitergeht. Wem der erste Teil nicht zusagt kann also ohne Gewissensbisse das Buch beenden, weil er kaum Fragen offen lässt. An den zweiten Teil gehe ich mit nicht so hohen Erwartungen ran und hoffe einfach nur, dass er mich nicht so enttäuscht wie der erste und das wir ein wenig mehr von Kyle erfahren werden.

 

Meine Bewertung:

⭐⭐⭐/⭐⭐⭐⭐⭐

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