Rezension: Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen

Zum Buch

Titel: Alles. Nichts. Und ganz viel dazwischen

Autorin: Ava Reed

Verlag: Ueberreuter

ISBN: 978-3764170899

Seiten: 320

Preis: 16,95€

 

„Die Geschichte ist erfunden, genau wie Leni und Matti. Ihre Krankheiten, Sorgen und Probleme sind es nicht.“ (S.6)

 

Diese Worte findet man direkt am Anfang der Geschichte. Man findet sie in Ava Reeds Vorwort. Diese Worte haben mich umgehauen und sie haben mich bei jedem Satz begleitet. Zwei Sätze, die im Kopf sind und bis zum Ende bleiben. Die bei Lenis Geschichte immer und immer wieder aufgerufen werden. Aber wie real ist Lenis Krankheit in unserer Welt?

 

„Wieso haben dich die Glühwürmchen so glücklich gemacht?“, frage ich leise. Leni bewegt sich nicht, aber sie antwortet. „Weil sie mich an bessere Zeiten erinnern.“ (S. 219/220)

 

Ich habe mich von der ersten Seite an in Leni verliebt. Es gibt einige Momente, wo es mir ähnlich ging wie ihr. Auch konnte ich mir vorstellen wie es Leni in der Zeit ging. Sie ist eigentlich ein glückliches Mädchen mit wilden Locken und Sommersprossen. Sie liebt Pfefferminztee und hasst Erdbeeren. Aber sonst ist sie ein normales Mädchen, welches in ihrem letzten Abi Jahr ist. Doch plötzlich verändert sie sich. Sie bekommt Panikattacken und wird trauriger, dabei weiß sie nicht mal warum. Ihre Eltern und Emma wissen nicht was mit ihr los ist und Leni kann ihnen es auch nicht sagen, weil sie es selbst nicht versteht. Bis sie die Diagnose Depressionen bekommt. Damit bekommt ihr seltsames Verhalten einen Namen. Doch dann lernt sie Matti kennen, der ein ganz anderes Päckchen zu tragen hat als sie und gemeinsam begeben sich beide auf eine sehr wichtige Reise.

 

„Niemand ist weniger oder mehr wert als ihr. Er ist höchstens anders. Anders ist nichts Schlimmes. Merkt euch das. Jeder hat andere Talente, Wünsche und Interessen. Intelligenz ist vielfältig. So wie ihr. Vergesst das nicht.“ (S. 24)

 

Diese Worte sind so wahr und sie spiegeln sich in der gesamten Geschichte wieder. Avas Schreibstil lässt einen komplett in die Geschichte eintauchen. Diese Geschichte hält einen unglaublich fest und ich habe mich einfach so sehr in dieses Buch verliebt. Sie hat so authentische und starke Charaktere erschaffen. Eine Geschichte, emotional und so unendlich wichtig. Sie ist so stimmig und überzeugend. Die Handgeschriebenen Tagebucheinträge waren einfach der Hammer. Es hat das Buch einfach so persönlich gemacht und, liebe Ava, du hast eine wunderschöne Handschrift und kannst unglaublich gut zeichnen.

 

„Mein Körper ist schwer, damit kann ich umgehen, aber all das in mir drin – das ist es was mich fertigmacht. Die Schmerzen, die man nicht sieht, die Risse, die keiner erkennt, die endlose Schwere und Frustration. Ich will aufstehen, ich will glücklich sein. Aber ich kann nicht. Ich habe nicht genug Kraft…“ (S.105)

 

Ich habe dieses Zitat ausgewählt, da es meiner Meinung nach am Besten zeigt wie es in einem Menschen mit Depressionen aussehen kann. Ich denke, das sehr viele Menschen gar nicht wissen, was es bedeutet an Depressionen zu leiden. Ich habe eine Freundin, die auch mal an starken Depressionen gelitten hat. Inzwischen ist es sehr viel besser geworden. Aber meine Klassenkameraden haben immer gesagt, dass sie sich nicht so anstellen soll. „So schlimm ist es doch gar nicht“, sagten sie. Meine Freundin sagte nur: „Woher wollt ihr das wissen?“ Auch ich musste mir eingestehen, das ich keinen blassen Schimmer hatte, was sie durchgemacht hatte. Dieses Buch konnte mir die Augen öffnen. Ich kann nun besser nachvollziehen, was sie durch machen musste und ich bin froh, dass ich sie nie fallen gelassen habe. Es war nie eine Option für mich und ich denke, dass man genau dann merkt, wer deine wahren Freunde sind, denn die, die dich in der Situation nicht ernst nehmen, die haben deine Freundschaft nicht verdient.

 

„Es waren nur Glühwürmchen, aber für Emma und mich wurden sie zu einem Symbol unserer Freundschaft. Dafür, dass Sterne auch noch leuchten, wenn sie gefallen waren.“ (S.267)

 

Das Cover liebe ich total. Bevor ich das Buch angefangen habe, da habe ich mir das Cover genau angesehen und habe mich gefragt, was die Zweige mit den Lichterketten und den Gläsern gefüllt mit Lichtern mit der Geschichte zu tun haben und Anfangs habe ich es, zugegeben, nicht verstanden. Als ich das Buch beendet hatte, da habe ich es verstanden. Es sind Glühwürmchen und das Licht nachdem Leni in ihrer Dunkelheit sucht. Es ist einfach ein wundervoll und passt so gut zu der Geschichte. Ich habe mich in dieses Cover einfach verliebt.  

 

„Ich will damit sagen, dass du hier bist und dass es besser werden kann, aber nur, wenn du es wirklich willst. Wenn du mit aller Macht ein Licht in der Dunkelheit finden und ihm auch folgen willst.“ „Und was, wenn da keines ist?“ (S.167)

 

Aber wie real ist jetzt Lenis Krankheit in unserer Welt? Ich kann sagen, dass es immer häufiger wird. Ich habe eine Ausbildung als Sozialassistentin gemacht und bin dadurch schon ein paar Mal ans Thema gekommen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) waren 2015 rund 322 Millionen Menschen weltweit von Depressionen betroffen. Alleine für Deutschland schätzte die WHO 4,1 Millionen Menschen mit Depressionen und 4,6 Millionen Menschen die mit Angststörungen lebten. Es sind also eine ganze Menge Menschen betroffen und es kann genauso auch jeden von uns treffen. Daher finde ich dieses Buch auch so wichtig und ich finde, das Ava Reed es in diesem Buch einfach perfekt umgesetzt hat. Danke, Ava, für dieses ausgezeichnete Buch!

 

 

„Außerdem kommt diese Geschichte nicht mit heftigen Wendungen oder Actionszenen um die Ecke. Das soll sie auch nicht. Aber sie soll, falls möglich, Augen und Herzen öffnen und mit etwas Glück hilft sie jemanden da draußen. Irgendwie.“ (S.7; Vorwort)

 

Meine Bewertung

1,1

 

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